
Center for Immunomedicine in Transplantation and Oncology – CITO Baubeginn erfolgt
Nachdem in der Sitzung am 20.02.2025 des Haushaltsausschusses des Bayerischen Landtags die Projektplanung für den Neubau „CITO“ genehmigt wurde, erfolgt bereits vier Monate später die Baudurchführung.
Der Neubau CITO
Bereits die vollständig ausgeschriebene Bezeichnung lässt erkennen, was in den Räumen dieser Neubaumaßnahme der Universität Regensburg am Campus des Universitätsklinikums von 2028 an geforscht werden wird. Mehrere Forschergruppen untersuchen hier künftig erkenntnisgeleitet zu den Grundlagen des Immunsystems bei Krebs sowie Blutstammzell- und Organtransplantation.
Im Forschungsverbund und am Standort selbst positioniert sich der Neubau CITO buchstäblich zentral um die bereits vertretenden universitären und außer-universitären Einrichtungen des Leibniz Instituts für Immuntherapie LIT und dem Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM. Aus der Zusammenarbeit und dem Austausch mit dem onkologischen Spitzenzentrum CCC WERA und dem Nationalen Zentrum für Tumorerkrankungen NCT ergeben sich Synergieeffekte für den Wissenschaftsstandort Regensburg und darüber hinaus. CITO ist damit ideal in die bestehende Forschungslandschaft eingebunden.
Aufgrund der „überregionale Bedeutung für die Förderung von Wissenschaft, Forschung und Lehre“ wirken hier der Freistaat Bayern und die Bundesrepublik bei der Finanzierung nach Art. 91 b des Grundgesetzes zusammen. Die Empfehlung des Wissenschaftsrats geht mit speziellen Förderbedingungen einher. Insbesondere liegen diese in für Bauvorhaben dieser Art ambitionierten Zeitvorgabe und einer verbindlichen Nutzungsaufnahme spätestens zum 31.12.2027.
Das Zukunftsprojekt der Medizinischen Fakultät der Universität Regensburg hat eine Bruttogrundfläche von rund 6.300 m² und ein umbautes Volumen von rund 32.000 m³. Voraussichtlich 100 Forscher, Studierende, Mitarbeitende und Doktoranten werden hier tätig sein.
Gemeinsam mit den eingeschalteten Planungsbüros hat das Staatliche Bauamt Regensburg – Bereich Hochschulbau innerhalb des vergangenen Jahres die für die Projektgenehmigung notwendigen Schritte begangen. Nach in Summe vier Sitzungen des Haushaltsausschusses des Bayerischen Landtags zum Projekt und der zusätzlich erforderlichen bauordnungsrechtlichen Behandlung konnte nun der Baubeginn erfolgen. Die enge Zeittaktung des Projektes erlaubte dabei die sonst übliche Baufeier zum Spatenstich nicht. Um eine möglichst schnelle Realisierung zu ermöglichen, erfolgten vorbereitenden Maßnahmen innerhalb einer ersten Teilbaumaßnahme. Bereits vorab der eigentlichen Baudurchführung erfolgte die Baufeldfreimachung mit der Rodung und Freilegung, dem Rückbau und der Verlegen bestehender Technik-Infrastruktur, dem Versetzen der bestehenden Feuerwehrzufahrt, dem Abbruch bestehender Gebäude und dem Setzen erster Bausteinen für den Neubau.
Der Städtebau
Die Sonderrolle des Neubaus zeigt sich bereits im Städtebau. Entgegen der sonst am Campus üblichen Gebäudestellung präsentiert sich CITO nicht mit seiner Schmalseite sondern mit der vollen Längsseite zum öffentlichen Straßenraum. Damit erfolgt ein Raumabschluss zwischen den bestehenden Forschungsgebäuden der Universität und dem Klinikum auf der Südseite. Die zunächst verblebende Lücke ist bereits für ein weiteres Zukunftsprojekt dem D6 reserviert. CITO verzichtet bewusst auf die Anbindung an die Magistrale des Klinikums und die benachbarten Forschungsgebäude. Der dreigeschossige Neubau steht selbstbewusst mit einem eigenen Vorplatz als Adressbildung in erster Reihe. Sowohl städtebaulich als auch infrastrukturell steht der Neubau autark, d.h. losgelöst vom Bestand.
Die Gebäudetechnik
Obwohl sich der Neubau auf dem voll erschlossenen Uniklinikcampus mit Nahwärmeversorgung befindet, waren die Anforderungen als energetisch-autarker Baustein definiert. Da die Nahwärme der Universität auf Basis nicht-regenerativer Energien basiert, wurde nach Variantenuntersuchungen ein Konzept mit gekoppelten Luft-Wasser-Wärmepumpen entwickelt. Als vermutlich erstes Forschungsgebäude erfolgt so die Wärme- und Kälteversorgung im CITO auf der Basis von Außenluft.
Die auf der Dachfläche befindliche PV-Anlage hat eine Gesamtleistung von 106 kWp. Mit der jährlich erzeugten Strommenge wird eine CO2-Einsparung von knapp 50 to pro Jahr erreicht.
Die hochinstallierten S2-Laborräume werden über vier Schächte versorgt. Die optimierten Teil- und Vollklimaanlagen sorgen für eine kontrollierte Belüftung der Laborflächen. Es werden hocheffiziente Wärmerückgewinnungssystem mit knapp 70% Wirkungsgrad eingesetzt. Die Wärmerückgewinnung aus interner Abwärme trägt maßgeblich zur Reduktion des Energieverbrauchs bei und minimiert gleichzeitig die Kälteleistung.
Der Neubau entspricht mit dieser hocheffizienten Gebäudetechnik und den energetisch umfassend optimierten Außenbauteilen dem neuen staatlichen Energiestandard EGB des Bundes. Die Anforderungen aus dem Gebäudeenergiegesetzt GEG werden dabei der Vorbildfunktion des Freistaats folgend unterschritten.
Die Fassade
Die mit der Objektplanung beauftragten Architekten von doranth post architekten BDA fassen die Ziele des Fassadenentwurfs, wie folgt, zusammen:
„Grundgedanke ist (…) ein Erscheinungsbild, das einerseits die Eigenständigkeit eines modernen Forschungsgebäudes unterstreicht und als Identifikationspunkt für die Nutzer dient, sich andererseits in die umgebende Bebauung einfügt und nicht in Konkurrenz zur Bausubstanz tritt. (…) Horizontale Bänder gliedern den Baukörper, im Wechsel mit geschlossenen Paneelen aus profiliertem Aluminiumblech-Tafeln.“
Die Farbgebung des profilierten Außenkleids orientiert sich an den Fassaden und dem Gestaltungskanon am Campus. Aus Gründen der Gesamtkosten und angestrebten Bauzeit wurde auf die sonst verwendeten aufwendigeren Klinker- und Keramikfassaden verzichtet. Das Wechselspiel aus geschlossenen und geöffneten Fassadenbereichen belebt die reduzierten Gestaltungselemente und ermöglicht die Einhaltung der Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz.
Das auch an der Fassade durchgehaltene Achsraster erlaubt eine Vorfertigung. Darüber hinaus sind nachträgliche Änderungen der Raumaufteilung bei gleichbleibenden Anschlüssen möglich. Das Gebäude ist so flexibel und nachhaltig nutzbar.
Der Grundriss
CITO öffnet sich zu seinem Vorbereich mit einer bodenständigen Glasfassade. Hinter dieser großflächig verglasten Fassade befindet sich neben dem Haupteingang das einladende Foyer mit der angrenzenden einläufigen Haupterschließung auch der Konferenz- und Seminarraum.
Besuchern ist der weitere Weg in die schlanken Bürobereiche auf der Nord- und den großzügigen Laborteil auf der Südseite verwehrt. Aufgrund der S2-Anforderung der Labore ist der Zugang nur mit entsprechender Berechtigung möglich. Den künftigen Nutzern war es mit Projektstart ein Anliegen, dass den dort Tätigen Flächen zum informellen Austausch zur Verfügung stehen. Die dienenden Funktionen aus Besprechungs- und Sozialräumen sind daher allen Mitarbeitenden zugänglich und befinden sich bewusst in den Gebäudeecken. Diese sind damit räumlich keiner konkreten Arbeitsgruppen zugeordnet und stehen allen zur Verfügung. So soll der Austausch untereinander und die Aufenthaltsqualität insgesamt verbessert werden. Optimale Forschungs- und Arbeitsbedingungen sind für die Gewinnung von Nachwuchswissenschaftlern entscheidend.
Das Oberste der drei oberirdischen Geschosse ist umfassend der Technik gewidmet. Die sich straßenseitig zeigende Dachterrasse ist keineswegs ein lauschiger Aufenthaltsort für Ruhe und Besinnung suchende Forscher. Die Technikterrasse nimmt sämtliche Außengerätschaften der technischen Gebäudeausstattung insbes. großformatige Rückkühler und Lüfter auf. Die Absetzbühne sorgt zudem dafür, dass die Lüftungsanlage nicht aufwendig und zerstückelt durch das Gebäude eingebracht werden muss. Die auf der Nordseite befindliche Terrasse ist eingegrünt und soll neben dem Sichtschutz auch zum Mikroklima am Standort einen Beitrag leisten. Die im Projekt auf Grünfenster getaufte Konzeption nimmt damit Bezug auf die Anforderungen und die Vorbildfunktion der staatlichen Bauverwaltung zu mehr Grün in und an den Gebäuden.
Im Inneren
Forschen ist kein sogenannter Nine-to-Five-Job. Der Vertretung der Nutzerschaft aus Professoren und Laborfachkräften ist es von Beginn an ein Anliegen gewesen, die Aufenthaltsqualität im Gebäude aufgrund der langen Verweilzeiten der Mitarbeitenden hochzuhalten. Trotz des eindeutigen Anspruchs ein Funktionsgebäude zu errichten, konnten die Architekten mit Ihrem Entwurf diese Anforderung insbesondere durch Zonen für informellen Austausch und Forschungsgruppen-übergreifende Besprechungsräume überzeugen.
Der Eingangs-, Seminarbereich und die öffentlich zugängliche Erschließung wird von hellen und freundlichen Tönen dominiert. Ergänzt werden diese in Weiß und Beige gehaltenen Böden, Wand- und Deckenbekleidungen durch eichenhölzerne Nischen und Details, die wohnliche Wärme in diese Bereiche bringen. Auch die Büros sind in der Farbgebung reduziert und wirken so konzentriert. Die zeitgemäß ausgestatteten Besprechungsräume werden durch die Einbauten aus Eichenholz aufgewertet. Der Konferenz- und Seminarraum im Erdgeschoss bildet dabei das hölzerne Schmuckkästchen durch seine zweiseitige Wandbekleidung aus Eichenfurnier.
Das bereits aus der Fassadengestaltung bekannte Ziegelrot wird auch im Inneren aufgegriffen. Besonders auffällig ist der Kontrast zwischen den rostroten Böden und der schlicht in Weiß gehaltenen Laborausstattung.
Der Bauablauf
Lediglich zweieinhalb Jahre Bauzeit stehen dem Projekt für die Realisierung zur Verfügung. Dies erfordert intensives Projektmanagement und enge Zusammenarbeit zwischen dem Staatlichen Bauamt Regensburg und den beteiligten Objekt- und Fachplanern.
Parallel zur Einregulierung der Anlagentechnik und Inbetriebnahme muss der Einbau der geförderten Großgeräte und nutzerspezifischen Ausstattungen erfolgen, so dass eine Nutzung bis zum 31.12.2027 aufgenommen sein wird.